Smart Contracts sind digitale Vereinbarungen, deren Ergebnisse dezentral in der Blockchain gespeichert werden. Wenn zwei Parteien miteinander ins Geschäft kommen, schliessen sie üblicherweise einen Vertrag. Er besteht aus dem Angebot der einen Partei und der Annahme durch die andere Partei. Ein Vertrag kann in der Schweiz eine Form haben, also auf einem Papier daherkommen, oder aber auch formlos sein. Das heisst eine reine, mündliche Abmachung. In jedem Fall muss der Vertragsinhalt für alle Parteien verständlich sein. Aber warum muss immer alles auf Papier sein? Wir haben jetzt ja die Blockchain-Technologie. Damit können wir Verträge ditigal und dezentral auf einer Blockchain abspeichern. Es braucht auch kein „Vertrauensmann in der
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Wenn zwei Parteien miteinander ins Geschäft kommen, schliessen sie üblicherweise einen Vertrag. Er besteht aus dem Angebot der einen Partei und der Annahme durch die andere Partei. Ein Vertrag kann in der Schweiz eine Form haben, also auf einem Papier daherkommen, oder aber auch formlos sein. Das heisst eine reine, mündliche Abmachung. In jedem Fall muss der Vertragsinhalt für alle Parteien verständlich sein. Aber warum muss immer alles auf Papier sein? Wir haben jetzt ja die Blockchain-Technologie. Damit können wir Verträge ditigal und dezentral auf einer Blockchain abspeichern. Es braucht auch kein „Vertrauensmann in der Mitte“ mehr, da alle Vertragsdetails direkt und transparent auf der Blockchain fixiert werden. Und: Die digitalen Verträge laufen automatisiert zu den im Vornherein festgelegten Bedingungen ab. Sogenannte Orakel lassen Ereignisse aus der „realen Welt“ in die Bedingungen einfliessen. Smart Contracts haben neben finanziellen Transaktionen mit Kryptowährungen viele weitere Anwendungsmöglichkeiten.
Wie funktionieren Smart Contracts?
Smart Contracts basieren auf Computerprotokollen. Programierer beschreiben damit die Bestandteile in einer „wenn-dann“-Abfolge. Konkret ist festgehalten:
- welche Bedingungen herrschen
- in welchem Rahmen die Ausführung stattfindet und
- wie sie überwacht wird.
Vertragspartner haben zum Beispiel die Möglichkeit zu definieren, wann eine Auszahlung erfolgt oder inwiefern digitale Rechte übertragen werden. Der Prozess findet automatisiert statt. Ist der Vorgang erst gestartet, kann er nicht einfach unterbrochen werden.
Das stellt sicher, dass der Vertrag unter den genannten Bedingungen erfüllt wird. Die stattgefundenen Transaktionen sind nach Ende dezentral in der Blockchain gespeichert.
Das Eintreffen von Ereignissen aus der realen Welt, die in den Bedinungen des Smart Contracts verwendet werden, wird von sogenannten Orakeln gemeldet. Orakel können jegliche Informationsquellen sein (Sensordaten, Sportergebnisse, Grundbucheinträge). Die Herausforderung für wirklich dezentrale Smart Contracts ist es oft, auch die Orakel zu dezentralisieren, sodass man ihnen nicht vertrauen muss.
Beispiele für Smart Contracts
Allgemeine Beispiele:
- Alice zahlt Bob am Ersten eines Monats 1 ETH. Die Bedingung „Erster des Monats“ ist leicht dezentralisierbar.
- Alice zahlt Bob 1 ETH, wenn Bob eine Nacht in Ihrer AirBnB-Wohnung geschlafen hat. Für die Information, ob Bob wirklich da war, könnte zum Beispiel ein Sensor im Türschloss verwendet werden.
- Alice und Bob wetten 1 ETH, wer das Wimbledon Finale gewinnt. Die Information darüber, wer gewonnen hat, kommt in diesem Fall von einer Quelle (Orakel), denen beide vertrauen müssen, ist also nicht komplett dezentralisiert.
- Elektroauto bezahlt Ladesäule 0,1 ETH, wenn 100 kwh geladen wurden.
Ein weiteres Beispiel für einen Smart Contracts sind alle ICOs, die auf der Ethereum Plattform stattfinden. Hier lautet die in Code gegossene Bedingungen:
- Sende 1.000 Token der neuen Kryptowährung an Alice, wenn sie 1 ETH an diese Adresse sendet.
Vorteile von Smart Contracts
Nutzer von Smart Contracts profitieren von allen Vorteilen der Blockchain-Technologie. Für Umsetzung und Kontrolle ist keine zentrale Autorität notwendig. Transaktionen laufen automatisiert, rund um die Uhr und ohne menschliche Intervention ab. Darüber hinaus müssen sich Vertragsparteien nicht vertrauen, um Vereinbarungen zu schliessen. Die festgehaltenen Bedingungen stellen sicher, dass alle Partner auf Augenhöhe sind. Psychologisch oder materiell motivierte Bevorteilungen, wie sie sich oft in Verhandlungen ergeben, fallen weg.
Verträge in Codes abzubilden hat aber noch weitere Pluspunkte. Im „echten“ Leben fallen hohe Anwalts- und Notarkosten an. Smart Contracts können dagegen mit geringen bis keinen Kosten geschlossen werden. Sie lassen sich bequem auf bereits vorhandenen Endgeräten speichern. Das macht Unternehmen wie Privatpersonen flexibler.
Nachteile von Smart Contracts
Ein Nachteil der Smart Contracts liegt in ihrer fehlenden Rechtssicherheit. Bisher gibt es keine Regelungen, die Code als Ersatz für Textform akzeptieren. Allerdings ist dies für einen Grossteil der aktuellen Smart Contracts unerheblich, da die Durchsetzung eines Smart Contracts nicht durch einen Rechtsstaat erfolgt. Es gibt schlicht keine Möglichkeit, einmal geschlossene Smart Contracts NICHT zu befolgen.
Als kritisch betrachtet werden dürfte die Frage nach der Sicherheit. Smart Contracts verfügen nicht über die hohen Sicherungsmechanismen, die der Blockchain zu eigen sind.
Code ist für Personenkreise außerhalb der IT-Fachszene grundsätzlich schwer verständlich. Ohne „Übersetzer“ lassen sich Smart Contracts oft nicht durchdringen. Wo diese Aufgabe bisher juristischem Fachpersonal zukam, müssen nun Programmierer bei der Entschlüsselung helfen.
Eine menschliche Auslegung kann zuweilen hilfreich sein. Denn rechtliche Sachverhalte haben einen gewissen Interpretationsspielraum. Bei Smart Contracts fällt er weg: Eine Unterbrechung der Ausführung ist nicht möglich. Für eine Modifizierung müsste ein neuer Vertrag geschlossen werden.
Smart Contracts sind nur unangreifbar, wenn die Orakel dezentralisiert sind und ihnen nicht vertraut werden muss.
Und schlussendlich werden die Transaktionen für alle öffentlich einsehbar gespeichert. Das kann bei manchen Vorgängen zum Problem werden.
Weitere Anwendungsfälle von Smart Contracts
Smart Contracts lassen sich für eine Fülle von Aufgaben einsetzen. Denkbar ist der Einsatz im Gesundheitswesen, als Grundlage für Ausschüttungen und Überweisungen oder als Ersatz für kleinere Privatverträge.
Sie sind besonders nützlich bei der Steuerung von Vorgängen, beispielsweise der Vergabe von (Software-)Lizenzen oder der Überwachung von Wahlen.